Bild im Seitenkopf

Wird die Kernfusion die Energiefragen lösen?

Particle Collision and Blackhole in LHC (Large Hadron Collider)
© AdobeStock/generalfmv

Anders als bei klassischer Kernkraft, die Energie gewinnt, indem sie schwere Urankerne spaltet, werden bei der Kernfusion Wasserstoff-Isotope miteinander verschmolzen. Das ist sicherer und mit deutlich weniger radioaktivem Abfall verbunden als die Kernspaltung. Für den Vorgang werden allerdings, je nach Vorgangsweise, Temperaturen von 60 bis150 Millionen Grad Celsius benötigt. Eine sogenannte kalte Kernfusion soll hingegen schon bei rund 27 Grad funktionieren, die meisten Forscher bezweifeln das allerdings. Doch ob heiß oder kalt: Die Frage ist, welche Rolle die Kernfusion in einem Energiemix der Zukunft überhaupt spielen kann. Was sagt dazu der Experte?

Die Kernfusion ist von so manchem Mythos umgeben. Bei der sogenannten kalten Kernfusion dürfte schon ihre bloße Existenz ein Mythos sein. Jedenfalls ist es bislang keinem Physiker und keiner Physikerin der Welt gelungen, jenes Experiment zu wiederholen, mit dem Stanley Pons und Martin Fleischmann Ende der 80er-Jahre beweisen wollten, dass Energiegewinnung durch kalte Kernfusion möglich ist.

Florian Aigner
„Bei der heißen Kernfusion sieht die Sache anders aus. Die Idee, Wasserstoff-Isotope bei sehr hohen Temperaturen und sehr hohem Druck zu fusionieren und die dabei entstehende Energie zu nutzen, ist technisch machbar.“ Florian Aigner Wissenschaftspublizist und Physiker an der TU Wien

Bei der heißen Kernfusion sieht die Sache anders aus. Die Idee, Wasserstoff-Isotope bei sehr hohen Temperaturen und sehr hohem Druck zu fusionieren und die dabei entstehende Energie zu nutzen, ist technisch machbar. Zwei Verfahren, eines aus den USA, eines aus Frankreich, liefern den Beweis dafür. Von einem kommerziellen Einsatz, bei dem mehr Energie gewonnen werden kann, als in die Fusion hineingesteckt wird, sind beide Verfahren aber noch weit entfernt.

Was Spöttern Anlass gibt, von einer „Kernfusionskonstante“ zu sprechen. Sie besagt: Egal zu welchem Zeitpunkt, der kommerzielle Einsatz der Kernfusion ist immer dreißig Jahre entfernt. Klingt lustig, ist aber nicht ganz gerecht: Denn in den letzten zwei Jahrzehnten ist die Welt der Möglichkeit, einen Teil des Energiebedarfs mit Kernfusion abzudecken, viel näher gerückt. Die geringen Mengen an radioaktivem Abfall, die dabei produziert werden, sollten dabei kein Hindernis sein. Wenn die Kernfusion sich dennoch nicht durchsetzt, dann wird das an etwas anderem liegen: Mit entsprechendem Einsatz können wir es schaffen, unsere Energieversorgung so gut auf erneuerbare Energien umzustellen, dass wir die Kernfusion gar nicht mehr brauchen.

Weitere spannende Berichte zum Thema Energie finden Sie in der „StromLinie“. Die aktuelle Ausgabe unseres Magazins zur Energiewende finden Sie hier.
 

Kostenloses Abo – jetzt bestellen!

Wenn sie die „StromLinie“ künftig per Post erhalten möchten, können Sie unser Magazin auch kostenlos abonnieren.